Der Piz Languard im Engadin stand schon lange auf unserer Wunschliste. Allerdings ist die Tour zu anspruchsvoll, um sie mit Kindern auf dem Rücken zu machen. Während unsere Kinder ein Wochenende bei Oma verbringen durften haben wir deshalb die Chance gepackt und uns die Wanderung auf den Piz Languard vorgenommen. Nach vielen Touren mit den Kindern auf dem Rücken waren wir uns unsicher, wie viel und weit wir dann ohne schweres Gepäck wandern können. In den letzten Wochen war eher das Gewicht und die Kraft in den Beinen der limitierende Faktor als die Kondition. Wir haben die Route deshalb so geplant, dass wir sie spontan verkürzen oder erweitern konnten, je nach Energiereserven.
Ohne Kinder waren wir dann auch deutlich schneller morgens. Schon kurz nach 7 Uhr waren wir auf dem Weg ins Engadin. Schon die Fahrt über den Albulapass im Morgenlicht (und ohne Kindergeplapper) haben wir sehr genossen. Von Pontresina aus ging es mit der Sesselbahn zur Alp Languard zum Startpunkt unserer Route. Während es auf dem Sessellift noch windig und ein wenig frisch war, merkten wir schon mit loswandern, dass der Tag ziemlich warm werden würde, trotz Höhe.
Von der Alp Languard aus gings stetig ansteigend ins Val Languard hinein. Unser Ziel, den Piz Languard hatten wir ständig im Blick. Schon von Beginn an war das Panorama extrem schön, unter anderem ist der obere Teil des Morteratschgletschers zu sehen. Nach einer längeren Strecke auf einem schmalen Wanderpfad fing irgendwann der anspruchsvollere Teil der Wanderung im felsigeren Teil an. An sich gut machbar, aber wir waren doch ziemlich froh, ausnahmsweise mal nur einen leichten Rucksack auf dem Rücken zu tragen, statt wie üblich unsere Kinder.
Mit der Höhe wird natürlich die Aussicht auch immer besser und eröffnet einem einen wunderschönen Blick auf das Ende des Val Languards mit dem Lej Languard und den Lejs d‘Albris, drei wunderschönen blau-leuchtenden Bergseen. Im Hintergrund die schönen steilen Bergen. Ich (Seraina) war völlig geflashed von der Aussicht und musste immer wiedermal eine Pause einlegen um den Anblick zu geniessen. Schon viel zu lange war ich nicht mehr auf einer solchen Bergtour unterwegs. Gleichzeitig waren wir erstaunt, wie locker uns der Aufstieg gelang. Und so war ich überrascht, als hinter einem Felsen plötzlich schon die Gregoryhütte auftauchte, welche kurz unterhalb des Gipfels liegt. Von dort aus gibt es noch einen kleinen anspruchsvolleren Teil und dann waren wir auf dem Piz Languard, eine Stunde früher als geplant. Die Aussicht vom Gipfel war noch atemberaubender. Man konnte den Lago Bianco auf dem Berninapass sehen, den Morteratschgletscher, aber auch die Engadiner Seenplatte. Da der Piz Languard mit seinen 3263 M.ü.M. zu den höheren Bergspitzen in der Nähe gehört, sieht man sehr weit. Im Herbst, bei klarer Sicht, muss der Ausblick noch beeindruckender sein. Ausser uns war nur noch eine weitere Frau auf dem Gipfel, wir konnten den Ausblick also in Ruhe geniessen.
Da wir uns aber nach dem Aufstieg noch so gar nicht müde fühlten, entscheiden wir uns, nicht den gleichen Weg wieder zur Alp Languard zurückzugehen, sondern eine Erweiterung einzubauen. Eine Option wäre gewesen, über die Fuorcla Pischa auf den Berninapass zu wandern. Wir entschieden uns aber, entlang der Crasta Languard zum Lej Languard weiterzugehen und dort erst unseren Zmittags-Halt zu machen. Auf dem Abstieg vom Gipfel zurück zur Gregoryhütte flog uns noch ein Bartgeier vor der Nase durch, extrem beeindruckend und ein weiteres Highlight auf unserer Tour. Uns kamen ziemlich viele Wanderer entgegen, wir hatten wohl gerade noch einen guten Zeitpunkt auf dem Gipfel erwischt, später hätten wir die Aussicht sicher nicht mehr mit so viel Ruhe geniessen können.
Nach dem felsigen Abstieg gigs auf einem gemütlichen Pfad durchs Geröllfeld am Ende des Val Languard weiter. Anschliessend ein kurzer Abstieg zum Lej Languard. Schon der Blick von ober auf den See war sehr beeindruckend. Leider ist der See von der Alp Languard zu Fuss sehr gut zugänglich, weshalb er auch recht gut besucht war. Kurz hatte ich mir noch überlegt, eine Runde im See zu baden. Da es windig war und gerade keine Sonne schien, war es mir dann aber doch zu kalt. Bastian hingegen hat die Chance genutzt und eine Runde gefischt, während ich mein Mittagessen gegessen habe. Und tatsächlich hatte auch ein Fisch angebissen, leider zu klein.
Weil wir auch dann immer noch genügend Energie hatten, gings vom Lej Languard aus wieder weiter hinauf, zur Chamanna Paradis. Und wir wurde dafür mit einer wunderschönen Aussicht in Richtung Val Morteratsch belohnt. Auch dieser Aufstieg hatte sich sehr gelohnt. Allerdings war die Chamanna Paradis, wie schon der Lej Languard, relativ gut besucht. Für uns deutlich zu viele Leute. Deshalb gingen wir nach einem kurzen Fotostopp gleich weiter. Da unsere Beine immer noch nicht genügend müde waren, entschieden wir uns, zu Fuss bis nach Pontresina hinunter zu gehen, statt mit der Sesselbahn von der Alp Lanquard, welche nur ein paar Minuten entfernt gewesen wäre. Ab der Abzweigung zur Bergstation der Sesselbahn waren wir aber wieder alleine unterwegs und genossen den Weg zwischen Bäumen hindurch. Immer wieder mit Blick auf den Piz Languard. Wir konnten uns fast nicht vorstellen, dass wir kurz zuvor noch dort oben gestanden hatten. Erst auf den letzten Metern, kurz vor dem Auto, merkten wir dann langsam, dass unsere Beine müde werden, nach 1000 Höhenmetern Aufstieg und 1500 Höhenmetern Abstieg aber auch völlig ok. Ich freute mich dann aber auch, beim Auto kurze Hosen anzuziehen und die Wanderschuhe gegen Flipflops zu tauschen.
Die Wanderung auf den Piz Languard, mit erweitertem Abstieg, hat uns unglaublich gut gefallen. Es wird sicher nicht das letzte mal auf dem Piz Languard gewesen sein. Allerdings sind wir auch froh, dass wir nur zu zweit unterwegs waren, mit Kindern auf dem Rücken wäre uns die Tour definitiv zu riskant gewesen. Natürlich haben wir es auch so genossen, wie früher wiedermal zu zu zweit unterwegs zu sein, ohne Veratwortung für zwei Kinder. Auf der Rückfahrt haben wir dann auch noch einen kurzen Apero-Stopp im Kurhaus in Bergün gemacht, wo wir vor 7 Jahren geheiratet hatten 🙂